Stellen Sie sich bitte einmal vor, dass Sie seit 25 Jahren in einem Betrieb beschäftigt sind und dort stets pünktlich, fleißig und engagiert arbeiten. Stellen Sie sich bitte weiterhin vor, dass Sie eines Morgens beim Frühstück arglos eine Zeitung aufschlagen und dort lesen, dass Sie in 1 ½ Jahren arbeitslos sein werden – ihr Betriebsteil soll geschlossen und die Arbeit künftig in 30 Kilometern Entfernung von einer Fremdfirma geleistet werden. Das gibt’s doch nicht – werden viele sagen. Leider doch. Und zwar nicht in frühkapitalistischen Zeiten, sondern im Jahr 2015 in Hannover!
Dort erfuhren die 180 Beschäftigten der Druckerei des Madsack-Konzerns ausgerechnet aus BILD von ihrer geplanten Entlassung und der drohenden Langzeitarbeitslosigkeit. Die Geschäftsführung des fünftgrößten deutschen Medienkonzerns beabsichtigt Ende 2016 das Druckzentrum in Bemerode zu liquidieren, da es angeblich veraltet und überdimensioniert sei. Ab 2017 sollen nach Planung der Konzernspitze „Hannoversche Allgemeine“, „Neue Presse“ , „Hildesheimer Allgemeine“ und diverse Anzeigenblätter nicht mehr am Traditionsstandort gedruckt werden, sondern in Rodenberg am Deister bei der tariflosen Firma Oppermann Druck- und Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG.
Soziale Verantwortung scheinen Fremdworte für die Madsack-Mediengruppe zu sein, die 15 Tageszeitungen und über 30 Anzeigenblätter herausgibt, die ebenso die Citi-Post und den Fernsehdienstleister TVN betreibt. Der Konzern weigert sich eine Modernisierung der hauseigenen Druckerei vorzunehmen, die technische Herstellung der Zeitungen in der tariflosen Firma Oppermann ist billiger.
Das Rationalisierungsprogrammm zur Steigerung des Profites wird gnadenlos durchgezogen und Vorschläge des Betriebsrates und der Gewerkschaft ver.di zur Arbeitsplatzsicherung ignoriert. Angeblich gäbe es in dem Konzern mit mehr als 4000 Beschäftigten keine Ersatzarbeitsplätze und sozialverträgliche Vorschläge wie der Einsatz von Altersteilzeit werden von der Konzernspitze um Geschäftsführer Thomas Düffert ebenfalls nicht beachtet. Geführte Gespräche mit der Geschäftsführung seien von „sozialer Kälte“ geprägt, so charakterisiert die Gewerkschaft ver.di die augenblickliche Situation.
Ohne Skrupel hat die Konzernführung 2014 bereits alle 80 Mitarbeiter/innen des Kundenservicecenters (KSC) entlassen, die 13 Jahre lang keine Lohnerhöhung erhalten hatten und für bessere Arbeitsbedingungen und einen Haustarifvertrag eintraten. In den konzerneigenen Medien wurden die Lohndrückerei und der Arbeitsplatzabbau damals einfach totgeschwiegen.
Nicht nur für die Madsack-Geschäftsführung, auch für die Bundes-SPD steht offensichtlich nicht der Mensch, sondern der Profit im Mittelpunkt. So stimmte die Bundespartei SPD, die selbst an zahlreichen Druckereien, Buchhandlungen, privaten Radiosendern, Reiseunternehmen und Marketingagenturen beteiligt ist, über ihre Beteiligungsgesellschaft DDVG (ca. 23 Prozent an der Verlagsgesellschaft Madsack) der rücksichtslosen Schließung der hannoverschen Druckerei zu. Selbst Ministerpräsident Weil (SPD) kann das Verhalten der DDVG nicht akzeptieren und befürchtet mit Recht Schaden für seine Partei.
Protestschreiben können geschickt werden an den Vorsitzenden der Madsack-Geschäftsführung, Herrn Thomas Düffert, August-Madsack-Str. 1, 30559 Hannover oder per E-Mail: dueffert.thomas@madsack.de